Vom Mars zur neuen Oase Jordaniens: der Ayla Golf Club

Ayla Golf Course, Aqaba - Academy building
Ayla Golf Course, Aqaba - Academy building.
Wadi Rum
Wadi Rum

Gestern war ich noch auf dem Mars. Nun, es war nicht wirklich der Mars, aber das “Wadi Rum” genannte Tal, mit seinen schroffen, rot-braunen Bergen und dem gleichfarbigen flachen Talboden hat schon etlichen Filmen als Kulisse gedient: The Martian, Lawrence of Arabia, Star Wars-Rogue One, The last days on Mars, Lawrence of Arabia, nur um einige zu nennen. Pflanzliches Leben ist nur spärlich zu finden.

Kaum zu glauben, dass nur mal eine Autostunde entfernt, neben der jordanischen Hafenstadt Aqaba gerade eine neue Oase entsteht: Ayla. Direkt neben dem Grenzzaun zu Israel sind aus dem Wüstensand seit 2008 bereits Meerwasserkanäle mit 17 km Ufer gebaggert worden. Wenn das Projekt einmal fertiggestellt ist, sollen 430 ha mit Wohn- und Geschäftsraum bebaut sein, mit am Ufer gelegenen Hotels, Marina und einem Bach. Den Strand mit Beach Club gibt es bereits.

Die breiten, beleuchteten Strassen sind auch bereits vorhanden, ebenso ein Hotel und ein Block mit “Golf Residences“. Doch zumeist sieht man nur Sand und, gar nicht so weit entfernt, das israelische Eilat und halt den Golfplatz.

Ayla Golf Course

Walid begrüsst mich am futuristisch anmutenden Gebäude der Golf-Academy auf dem einzigen 18-Loch Platz des Landes und erklärt mit Stolz, dass dies auch der einzige jordanische Golfplatz mit Rasen sei, ein „championship golf course“,  und von Greg Norman entworfen wurde.

Der beim Bau der Kanäle ausgebaggerte Sand wurde für die Terraingestaltung des Platzes genutzt. Und woher kommt das Wasser, um den Rasen grün zu halten? Walid erklärt, dass beim Bau der Anlage etliche Quellen gefunden wurden; zudem wird das ablaufende Wasser (es regnet ja auch ab und zu) in Seen gefangen und Meerwasserentsalzungsanlagen liefen den Rest.

Ayla Golf Course, photovoltaikDer benötigte Strom, der auch die Flutlichtanlage der Driving Range und des zusätzlichen 9-Loch Par-3 Kurses beliefert, kommt aus den mehr als Fussballfeld-grossen Photovoltaikflächen, die Entlang der Grundstücksgrenze aufgebaut wurden. Ayala liefert im Moment mehr Strom ins Netz, als es selbst benötigt.

Walid ist übrigens der einzige Golf-Pro mit jordanischer Staatsangehörigkeit und wohl einer der besten Golfer des Landes; allerdings gibt es offenbar nur so 60 registrierte jordanische Golfer im ganzen Land.

Da verwundert es kaum, dass ich so ziemlich der einzige Golfer auf der ganzen Anlage war, abgesehen von vier französischen Golfern, die eigens aus Eilat über die Grenze gekommen waren, und einer Gruppe von vier Schweden, die hier schon 4 Tage hintereinander gespielt hatten und restlos begeistert schienen.

Anderen Lebewesen scheint der Platz auch zu gefallen: hunderte Vögel, besonders Zugvögel, haben die neuen Seen entdeckt und machen hier gerne Pause.

Die Anlage hat es auch mir angetan: die Fairways sind gleichmässig fest, der Ball springt und rollt vorhersehbar, der Rasen super-geschnitten, zumindest im Winter sind eigentliche „roughs“ kaum erkennbar, die Grüns “beissen” und von überall her gibt es eine schöne Sicht auf die nahen jordanischen oder israelischen Berge. Was mich beeindruckte: in jedem Golfwagen (man muss keinen nehmen, aber es ist praktisch, wohl besonders im Sommer) gibt es einen Bildschirm, auf dem jede Bahn dargestellt wird. Man kann Entfernungen zu bestimmten Punkten ablesen, und gar die Bahn bis zum Loch virtuell überfliegen. Das ist eine grosse Hilfe, wenn man keine GPS Uhr dabei hat und auf jeden Fall eine nette Spielerei.

Dass man ab und zu auch einen nahen Grenzwachturm sieht, stört da weniger, denn das wird von überraschenden Blicken oder Schlägen an einem der Seen oder dem mit Umlaufpumpe bewässerten Bach wieder belohnt. Viele Fairways sind wie ein sehr flaches U so geformt, dass ein an den Rand geschlagener Ball eher wieder richtung Mitte rollt. Das macht den Platz „user-friendly“ – schliesslich soll man hier Spass am Spiel haben.  Dennoch kann einem der Wind, einer der Palmen, der weisse importierte Quarzsand in den Bunkern oder der eher gelbliche Wüstensand und Gestrüpp am Rande der Fairways einen Strich durch die Rechnung machen. Man muss auch etwas „strategisch“ spielen;  denn so wie die Grüns angelegt und von Bunkern oder Wasser geschützt sind, sollte man Abschlag und weitere Schläge besser etwas platzieren und nicht einfach irgendwohin in Richtung Fairway schlagen. So ist Ayala in den Augen von Greg Norman sowohl für Anfänger als auch für Profis Spass und Herausforderung zugleich.

Wer daher in den Ferien auch seine Schläge verbessern möchte, kann in der mit allen Schikanen (sprich Kameras, Trackman und Laser-Pointer) ausgerüsteten Academy sein Spiel verbessern.

Übrigens: das eigentliche Clubhaus muss erst noch gebaut werden, doch ich denke es wird auch recht beeindruckend werden. Ayla will nun die Jugend fördern, die golfische Zukunft. In der Tat halten am Abend einige wenige grosse Autos an der Anlage und liefern ihre Kinder zum Training ab, während irgendwo in der Ferne ein Muezzin zum Gebet ruft.

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Text/Fotos: Gregor Heinrich, Basel. Ein kurzes Video zum Golfplatz ist auf https://youtu.be/40SGAH-M6XQ
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