“Parkland”, “Links”, und “Desert” sind gemeinhin die wichtigsten Unterscheidungen bei der Charakterisierung von Golfplätzen. In unseren Breiten bedeutet “Parkland” aber sehr oft, dass hier früher mal ein Feld war, Weideland, Skipiste oder gar ein Truppenübungsplatz, oder es wurden in einen vorhandenen Wald Schneisen für die Spielbahnen geschlagen.
Doch es gibt auch “echte” Parks, in denen Golf gespielt wird. Einer, der mich immer wieder begeistert, ist der Golf Club de Montreux in Aigle.
Montreux hatte ja schon immer den Hauch der Eleganz. Der Ort ist weltweit bekannt für seine Lage am Genfer See, sein mildes Mikroklima, sein Musikfestival, und vielleicht auch für die Tatsache, dass die Band Queen hier ihre letzten Alben einspielte und Freddy Mercury in Bronze am Seeufer verewigt ist. Aber auch vor über hundert Jahren kamen schon wohlhabende Touristen nach Montreux. Und da das zu einem grossen Teil Engländer waren, musste ein Golfplatz her. Da in Montreux selber keine weiten Flächen für einen Golfplatz vorhanden sind, wurde der Club im nahen Aigle gegründet. Dort ist das Rhonetal breit, und die Berge sind dennoch nahe.
Am 27 September 1900 wurden hier die ersten Golfbälle geschlagen. Vor dem ersten Weltkrieg hatte der Club gerade mal 120 Mitglieder. Vielleicht gab es damals noch keine Bäume oder die Anlage wurde bereits damals als Park konzipiert, ich weiss es nicht. Heute allerdings sind die vielen schönen alten Bäume Zierde und Herausforderung zugleich.
Die Bahnen sind in der Regel flach, aber das heisst nicht, dass eine Runde hier ein Kinderspiel ist. Da wären die Bäume, welche die Fairways an manchen Stellen recht eng machen. Wasserhindernisse gibt es auch. Doch diese Hindernisse habe ich, im Vergleich zu manch anderer Anlage, nicht als sehr erschreckend empfunden. Die Bunker, mit sehr gutem Sand versehen – auch ein Pluspunkt – liegen leider strategisch günstig, und das bedeutet für den Golfspieler: nicht so günstig. Nun, man muss halt einigermassen zielen können.
Das erklärt vielleicht auch, wieso man bis vor kurzem mindestens Handicap 27 haben musste, um hier als auswärtiger Spieler spielen zu können. Aber dieses Kriterium ist inzwischen gefallen. Eine weitere Modernisierung gefällt mir überaus: beim Buchen über die Website des Clubs[1] sieht man die jeweiligen Greenfees und die können, je nach Tageszeit und allgemeinem Andrang,variieren, sogar an Wochenenden. So stellte ich mit Freuden fest, dass ab einer bestimmten Zeit (und die kann jeden Tag anders sein), eine 18-Loch Runde nicht wie normal 100, sondern 50 Franken kostete. “Dynamic pricing” wie es im Buche steht. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Der Golf de Montreux ist übrigens auch einer der wenigen Clubs in der Schweiz, auf dem in der Regel ganzjährig auf Sommergrüns gespielt werden kann, und das seit 1907.[2]
[1] https://golfmontreux.ch/reserver/
[2] Ein kurzer Videoüberblick des Clubs ist auf https://youtu.be/K2MfFZtIw6Y. Drohnenaufnahmen und Interviews: https://youtu.be/dk9y9OUpLw0. Mehr vom Autor bei: https://sites.google.com/view/golfandtesla/