Captain Vassilis wunderbarer Traum

„Es war einmal…“ – so beginnen Märchen für gewöhnlich. Leider sind die phantastischen Geschichten auch bei den Jüngsten – ipad oder ipod sei „Dank“ – inzwischen etwas aus der Mode gekommen. Folgende Geschichte klingt zwar wie ein Märchen – ist aber wahr, auch wenn wir uns tagelang wie in einem vorgekommen sind.

Text & Fotos: Ralf Exel

Es war einmal ein griechischer Matrose, später Kapitän – geboren im wilden, urigen und herzlichen Südwesten des Peleponnes. 1974 hatte er die Idee, eine eigene Reederei zu gründen. Inzwischen gehört die Costamare Shipping Company zu den grössten Reedereien überhaupt. Hier könnte ein Märchen eigentlich schon wieder enden – vom Matrosen zum Milliardär – die Story geht immer. Aber – unser Märchen beginnt hier eigentlich erst: denn der Seemann und Kapitän, von allen achtungsvoll „Captain Vasillis“ genannt, hatte eine Vision. Den Traum, seiner nicht gerade reichen Heimat in der Region Messinia etwas zurückzugeben. Den Menschen – aber auch dem Land, den Tieren…Messinia eben. Und so begann eine beispiellose Geschichte: Captain Vasillis begann Grundstücke zu kaufen, immer mehr. Bis der Grund ausreichte, um zunächst zwei erstklassige Hotels und zwei nicht minder erstklassige Golfplätze zu bauen. Aber eben nicht wie so oft schon gesehen ohne Rücksicht auf die Anwohner und ihre Natur. Foto-6-1In einer unglaublichen Aktion wurden beispielsweise tausende von Olivenbäumen – manche mehrere hundert Jahre alt – sorgfältig ausgegraben und nach dem Bau sorgfältig wieder eingepflanzt. Die Gebäude – überhaupt werden nur maximal 10 % des Grundes jeweils bebaut – sind architektonisch wunderschön in die Natur eingegliedert. Mit viel Naturstein und Holz gebaut. Es wurde und wird, so scheints, an alles gedacht. Selbst an die Caretta Caretta, eine vom Aussterben bedrohte Wasserschildkröte, die ausgerechnet an diesen Stränden ihre Eier legt. Grelles Licht und noch grellere Parties gibt es am Strand nicht. Die Caretta Caretta geht vor – Gott sei Dank. Das sind nur wenige Beispiele für das Engagement, das Vassilis Konstantakopoulos und seinem Projekt Costa Navarino schon mehrere Tourismus- und Ökologiepreise eingebracht haben. Dass sich „erstklassig“ und „nachhaltig“ nicht widersprechen, kann man hier überall sehen. Und das wollten wir, vier unternehmungslustige Golfer, uns ansehen. Wir also rein in die Aegean-Maschine in München – gut 2 Stunden später in Kalamata wieder raus. Der Flughafen hat den relaxten Charme einer aufstrebenden Region. Noch landen ein, maximal zwei Flieger pro Tag. Verlaufen kann sich hier keiner. Man merkt angenehm, dass Hektik hier ein Fremdwort ist. Mit dem Shuttle gehts von Kalamata rund 45 Minuten an die Westküste, wo man uns herzlich an der Rezeption erwartet. „Kalimera!“ oder „Jasas!“ – wir sind angekommen. An der Bar 1827 noch ein Bierchen – morgen gehts auf den ersten der beiden mit Spannung erwarteten Plätze. Überhaupt 1827 – diese Zahl begegnet einem oft. 1827 kam es nur wenige Kilometer entfernt, in der Bucht von Navarino, zu einer entscheidenden Seeschlacht. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte mussten die Osmanen aus Griechenland abziehen – die Griechen waren unabhängig. Daran wird auch in Costa Navarino gedacht – unter anderem mit einem wunderbaren Wein aus eigenem ökologischen Anbau. Wer bisher – wie ich – bei „Wein aus ökologischem Anbau“ doch eher ein Bierchen bestellt hat – dem sei dieser Rote oder Weisse empfohlen ! Und schon ist man drin in einer äusserst erholsamen aber auch ereignisreichen Woche: die beiden Golfplätze Bay und Dunes sind hervorragend. Der Dunes Course aus der Feder von Bernhard Langer liegt direkt beim Hotel und ist der anspruchsvollere, der Bay Course von Robert Trent Jones II ist ein paar Kilometer entfernt und der noch schönere. Man spielt meist am Mittelmeer entlang oder direkt drauf zu. Und dann die Grüns. Bist Du deppert ! Onduliert, sehr sehr schnell – aber fair und treu. Besser als die Grüns ist nur noch der Service, denn hier merkt man bei jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter: sie haben Spass, sie freuen sich auf (hoffentlich) gutgelaunte Gäste. Da stimmt wirklich alles. Beispiel: als der Verfasser dieser Zeilen – geistig offenbar noch ganz mit seiner eher ausbaufähigen Golfrunde beschäftigt – sein Handy im Bay-Clubhaus vergisst und das erst  später im einige Kilometer entfernten Hotel bemerkt, lächelt ein Mitarbeiter, der das zufällig mitbekommt, nur milde. Minuten später ist das Telefon nachgeliefert. Es gibt keine Probleme, die nicht schnell, freundlich und immer mit einem lächeln gelöst werden – ausser die mit dem eigenen Schwung. Doch auch dafür gibt es Hilfe: Golfpro Felix Lubenau und Ex-Tourspieler Tino Schuster sind gerade knapp 3 Wochen mit unterschiedlichen Gruppen in Costa Navarino. Und natürlich gibt es auch Pros vor Ort – mit besten Voraussetzungen: die Pitch-und Chip-Area zum Beispiel misst mehrere tausend (!) Quadratmeter. Da kann man wirklich jede Balllage und jede Fahnenposition üben. Wer dann ermattet von Golfplatz, Pool, Strand oder Wellness (dass der Spa-Bereich, in dem eigens komponierte Entspannungsmusik läuft, bereits mehrere Preise bekommen hat, muss fast nicht mehr erwähnt werden) Hunger bekommt, der hat eine grosse Auswahl: das Hotel bietet vom japanischen Restaurant über die Taverne, in der man auch mal munter in der Fussball-Championsleague mitfiebern kann, und den Italiener, der durchaus noch Luft nach oben hat, bis zum Steakrestaurant Flame, in dem man nur mit der Zunge schnalzen kann. Wer dennoch gern auch mal gegrillten Fisch in einer urigen griechischen Taverne geniessen möchte – kein Problem. Für ein paar Euro gehts mit dem Taxi in eine der vielen Tavernen, in denen man teilweise noch Alexis Sorbas am Nebentisch erwarten würde. DSCN2987Wenn man ein bißchen Glück hat erlebt man sogar einen griechischen Kochkurs mit, bei dem man selbst mit Hand anlegt, anschliessend die selbstgemachten Schmanckerl mit einem unbezahlbaren Ausblick geniesst – und dann sogar noch von der Köchin Sirtaki lernt. Sicher ganz nach Captain Vasillis Geschmack. Er wollte den Besuchern nicht nur erstklassige Hotels und ebensolche Golfplätze bieten, sondern auch Griechenland näherbringen. Und das gelingt hier einfach unheimlich gut. Egal ob Golfer, Strandurlauber oder Familien (für Kinder gibt es derart viele Möglichkeiten im Hotel, dass Eltern ihren Nachwuchs tagelang aus den Augen verlieren könnten) – hier haben alle ein Lächeln auf den Lippen. Vassilis Konstantakopoulos würde es gefallen – er verstarb im Januar 2011. Aber seine drei Söhne leben seinen Traum weiter…..die griechische Region Messinia und ihre Menschen und ihre Natur zu unterstützen. Und das Märchen ist noch nicht zu Ende…… es sollen noch zwei Top-Golfplätze und weitere Hotels dazukommen. Wir sind gespannt….

Ralf Exel

 

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