Abschlagen mit Sisi, Schnitzler, Rilke und Kafka

Bei Freud – was wäre das für ein wunderbarer Flight! Arthur Schnitzler, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka und die Kaiserin Sisi von Österreich, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Romy Schneider. Schnitzler würde ständig der Sisi/Romy beim Abschlag auf den Hintern starren. Der Rilke würde etwas völlig Neues erfinden („Wer jetzt  keinen 200-Meter-Abschlag hat, baut sich keinen mehr. Wer jetzt alleine ins Rough geht, wird lange dort bleiben…“). Die Romy/Sisi würde dem Schnitzler zu zischen: „Ich gehör’ nur mir!“ Und der Kafka fände alles schlichtweg kafkaesk.

Text:
Jupp Suttner

Foto:
Der Golfplatz des GC Lana

Foto Credit & Copyright:
GC Lana 

Und reichlich kafkaesk fühlt es sich auch an – zum ersten Mal im Leben den Platz des GC Passeier zu bespielen. Denn der Course weist derart viele Kanten auf, bei denen der Debütant nicht die geringste Ahnung besitzt, wie es hinter dem Abriss weiter geht – dass es ein schauderndes Spielen ins Blinde ist. Der idealste Platz Italiens vielleicht – wenn man zocken will. Denn bis zum 18. hin können sich derart sensationelle Überraschungen offenbaren, dass es garantiert spannend bleibt bis zum letzten Putt.

Was unser SchnitzlerRilkeKafkaSisiRomy-Flight zutiefst genossen hätte – wenn die Herrschaften denn damals bereits gegolft hätten. Haben sie zwar nicht – aber sie waren alle im Passeiertal. Denn jeder, der in Meran absteigt, wandelt auch auf den Passeier-Pfaden. Und SchnitzlerRilkeKafkaSisiRomy stiegen oftmals in Meran ab! Denn sie liebten diese Stadt.

Wie jeder, der sie mal besuchte. Dieses südnördliche Flair! Diese Unglaublichkeit – Palmen gleich hinter dem Brenner! Dieses Wandeln unter den Arkaden! Und dieses Wandeln auf den Golfplätzen der Umgebung. Wie der Passeier-Course liegt auch jener von Lana ganz nahe. Und bietet ein Kontrastprogramm: Total flach, lieblich, Apfelbäume – Genussgolf pur.

Sechs weitere Attraktionen, die man von Meran aus unbedingt einmal bespielen sollte: Petersberg, Karersee, Alta Badia, Pustertal, Kastelruth und den Dolomiti Golfclub Sarnonico. Allen gemein: Atemberaubende Gebirgs-Blicke. Die meisten liegen etwa eine Autostunde von Meran entfernt – wohin wir nach dem Golftag liebend gerne zurück kehren. Vor allem zu Melody Ma – eine koreanische Masseurin, die im Hotel Therme Meran eine „Body Renaissance“ anbietet, bei der Schnitzler wahnsinnig geworden wäre.

Kreiert wurde das Hotel von Matteo Thun. Er ist ein Teufelskerl. Was der Mailänder Star-Architekt und Edel-Designer auch an packt – es gerät zum grandiosen Wurf. Man denke nur an die Espresso-Tassen von Illy, Lavazzo, Hausbrandt und Meinl oder an den Palazzo del Cinema in Venedig. Einziger Fehler des 1953 geborenen gebürtigen Südtirolers: Er hat noch nie einen Golf-Course kreiert.

Wie bedauerlich. Denn ein Platz à la MT würde garantiert so ausfallen wie das Meraner Hotel: Modern, klar, edel – mit einem Hauch Alpen als zusätzlicher Attraktivität. Zahllose Golfcourse-Designer – zum Beispiel jene, die aus lauter Vor-Schadenfreude und Häme hunderttausend Bunker einbauen, um garantiert jedem Amateur den Spaß zu verderben – sollten hier einmal vorbei schauen. Um sich von einem Gebäude derleiart inspirieren zu lassen, dass sie fortan für Wohlfühl-Erlebnisse auf den 18 Löchern sorgen statt für Desaster und Traumata.

Und anschließend könnten sie gleich auf dem nahe gelegenen bereits erwähnten Platz von Lana (siehe Foto) abschlagen, dessen Bahnen wunderbar zwischen Apfelbäumen liegen – ein Fest fürs Auge. Und für die Beine. Denn die Anlage präsentiert sich absolut flach. Die betörenden Berge ringsum geraten nur optisch ins Spiel.

Jene Golfplatz-Architekten, welche die Philosophie des Matthäus Antonius Maria Graf von Thun und Hohenstein (so Thuns voller Name) tatsächlich verinnerlichen („eco – non ego“, „Öko – nicht Ego“) und schwören, künftig ohne Wenn und Aber ihr Ego hintan zu stellen – dürfen den Lana-Course ein zweites Mal bespielen. Alle anderen müssen auf den fünf meist weitaus bergigeren Plätzen in Merans Nähe ihre Sünden ab arbeiten – natürlich zu Fuß. Wie dem auch sei, liebe Golfplatzdesigner: der Trip wird so oder so zu einem Gewinn für Sie werden.

Was natürlich auch für alle golfspielenden Nicht-Architekten gilt, denn Meran im Frühjahr: wahrlich traumhaft! Matteo Thun nennt die Kur-Metropole „Italiens nördlichste Stadt des Südens und Italiens südlichste Stadt des Nordens“ – ausgestattet mit einem Luxus-Klima, das für rund 300 Sonnentage im Jahr sorgt sowie für den Wuchs von Zypressen und Palmen. Letztere bilden auch die neueste architektonische Faszination des besagten Hotels: Ein gläsernes Palmenhaus, welches das Restaurant bis auf die Terrasse erweitert. Sollte man unbedingt ansehen! Hübsch auch: Die Bibliothek. Mit Werken von und über – Sie wissen schon…

Die vier sind hier immer dabei.

Infos: www.hotelthermemeran.it , www.golfinsuedtirol.it

Tipp: Sich eine   „Golfcard“ besorgen: 4 Greenfees auf allen Südtiroler Plätzen sowie in Lienz/Osttirol für 215 Euro (Preis im Jahre 2013, 2014 stand er bei Redaktionsschluss dieser Story noch nicht fest) – gültig auch an Wochenenden.

 

 

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