Golfschüsse im Corona-Garten

Magnolie
Wie kann ich im Garten Golf trainieren?

Ein lauter Knall. War das ein Schuss? Es hörte sich jedenfalls so an, und mag manch Nachbarn erschreckt haben. Aber es war nur ein Golfball, und ich war schuld.

In diesen Zeiten der “Corona Distanzierung” sind viele Menschen leicht frustriert. Nun muss man nicht gerade um sich schiessen, aber Golfer gehören garantiert zu den Menschen, die sich besseres erhofft haben. Das sonnige Frühlingswetter hätte alle Golfer, jung wie alt, Anfänger wir alte Hasen wohl auf die Plätze getrieben und nun scheint die beste Vorbereitung beschränkt zu sein auf lange Spaziergänge, Joggen, “Fitness” zu Hause oder vielleicht auch Putten auf dem Teppich im Flur.

Doch halt: wer einen Garten hat, ist nicht ganz verloren. Zunächst einmal kann man ja den Schläger ohne Ball schwingen, doch das ist wenig realistisch. Aber was tun, wenn man nicht gerade einen Schlosspark mit ca. 200-300 Metern freier Flugbahn oder mehr sein eigen nennt? Ich erzähle mal, was ich gemacht habe, und vielleicht mag das der eine oder die andere nachmachen wollen.

Zunächst suchte ich im Netz nach Golfnetzen. Es wird da allerhand angeboten, oft mit trügerischen Fotos. Zum Beispiel gibt es Konstruktionen, die wie ein grosses, halb aufgeschnittenes Camping-Kuppelzelt aussehen. Wenn man die Bewertungen liest kommt dann bisweilen heraus, dass diese Schlagzelte recht klein sind und allenfalls als Chipping-Ziel dienen können. Besser als nichts, aber nicht das, was ich suchte. Ich möchte ja “richtige” Golfschläge machen.

Einige der Schlagzelte schienen mir allerdings ausreichend gross zu sein. Es werden auch ab und zu Netze in einem Rahmen angeboten, doch auch da hatte ich öfters meine Zweifel, ob diese ausreichend gross waren. Vor allem aber: entweder waren die Produkte “derzeit nicht lieferbar” oder – vermutlich weil sie aus Fernost kommen und ich offenbar nicht der einzige war, der nach solchen Trainingshilfen suchte – die Lieferung wurde irgendwann in zwei Monaten versprochen. So lange wollte ich nun wirklich nicht warten.

Funktioniert haben am Ende zwei Methoden. Zum einen das Trainieren mit “Luftbällen”, zum anderen das Basteln einer eigenen “Driving Range” in Form einer Schlagplane bzw. eines Schlagnetzes.

Luftbälle

Die Luftbälle sind Golfball-grosse (wer hätte das gedacht..) hohle Plastikbälle, deren Oberfläche mit Löchern versehen ist. Das Schlaggefühl ist nicht das gleiche, wie bei einem Golfball, da sie viel leichter sind. Aber das Flugverhalten ist interessant. Bei einem leichten, kurzen Chip, zum Beispiel, fliegt der Ball ähnlich weit, wie ein normaler Golfball. Wenn man allerdings einen vollen Schlag macht, mit einem Eisen oder auch Holz fliegt der Ball allerdings kaum weiter, als bei den kurzen Schlägen. Die Löcher im Ball sorgen nämlich für derart starke Luftverwirbelungen, dass der Ball stark abgebremst wird.

Und noch ein Vorteil: auch die Luftbälle nehmen jeden Fehler gerne an, verstärken ihn sogar. Ein Slice wird stark nach rechts abbiegen, und gut geschlagene “draws” sind auch trainierbar. Soweit also die Luftbälle.

Schlagnetz

Mit einem richtigen Ball trainieren geht aber nur, wenn man in ein Netz oder andere geeignete Oberfläche schlagen kann. Mir viel ein, dass ich im Auto noch eine Abdeckplane hatte und in der Garage lag noch eine. Zwischen zwei Bäume, an einer Wäscheleine hing also nun die Abdeckplane. Wer keine Bäume hat, müsste sich vielleicht aus Holz- oder Plastikstangen oder Rohren etwas basteln oder die Plane an einer Hecke befestigen.

Ein Problem: es macht einen Höllenlärm, wenn der Golfball gegen die Plane prallt, zumindest schien es mir so.

Also weiter gesucht. Im Netz fand ich dann ein Netz. Eine deutsche Firma liefert Netze nach Mass. Das sind keine Netze mit Golf-Etikett und daher auch mit anständigen Preisen. Für 3×3 Meter grünes Nylongewebe und rundum verstärkten Rändern zahlte ich den Gegenwert von etwa einer Stunde Unterricht bei einem Golflehrer. Flink die Wäscheleine durch den Rand des Netzes gewoben, am Baum befestigt und voilà, fertig war die leise Golftrainingswand.

Launch Monitor

PRGR Launch MonitorWie weiss ich aber, ob der Schlag einigermassen korrekt war, und in etwa soweit geflogen wäre, wie er hätte sollen? Nun, zu diesem Zweck besorgte ich mir einen kleinen „launch monitor“. Für die richtig guten, die alles messen, muss man allerdings viel Geld hinlegen, aber die messen dann auch fast, ob man beim Golfschlag die Zähne zusammengebissen, ausgeatmet oder eingeatmet hat. Aber im unteren Preissegment gibt es auch brauchbare Geräte. Auch da hatte ich mich auf YouTube schlau gemacht und vor allem eine Reklame auf einem US-Golfkanal für ein kleines japanisches Gerät gesehen. Für den Preis von etwa 4 Golfstunden erstand ich also den kleinen Launch Monitor.

Per Dopplerradar misst das Gerät erstaunlich genau die Schlägerkopfgeschwindigkeit (auch ohne Ball) und Ballgeschwindigkeit nach dem Treffen und berechnet daraus die Abschlagweite (carry und roll), allerdings muss man manuell zuvor den benutzen Schlägertyp angeben. Das Gerät zeigt einem auch den „Smash-Faktor“ an, also das Verhältnis zwischen Schlägerkopf- und Ballgeschwindigkeit. Anders, als die ganz teuren Geräte wird nicht wirklich alles gemessen sondern aus dem einen Parameter (die Geschwindigkeit) berechnet das Gerätlein anhand der auf einem Chip im Inneren schlummernden Geheimnisse die anderen Daten.

Ich fand das durchaus brauchbar. Vor allem hilft es mir, hoffentlich, mit der Zeit meine Schlägerkopfgeschwindigkeit zu erhöhen. Auf meinem „Golf  &  Tesla“  YouTube Kanal sind übrigens ein paar Clips zum Üben im Garten, Aufbau des Trainingsnetzes und Verwendung des Launch Monitors.

In den Sternen steht natürlich, ob das Training im Garten geholfen hat. Aber um das festzustellen, müssen erst mal die Golfplätze wieder öffnen.

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