Golfen auf Gran Canaria

Club Real Las Palmas (Bandama)

Die Wetterfront, die Anfang Januar 2021 Madrid ein seltenes Schneechaos bescherte, brachte auch Regen nach Gran Canaria. Sehr viel Regen sogar: in einer Woche fiel mehr als in vielen Jahren zusammengenommen. Die sonst trockenen „barrancos“ führten wieder Wasser. Die Stauseen in den Bergen haben nun genug Wasser. Die Bewässerung der Felder und der Wasserbedarf für die Schwimmbäder der vielen Hotels auf der sonst kargen Insel ist für die nächsten dei Jahre gesichert,  und selbst auf der sonst sehr trockenen südlichen Hälfte der Insel überzieht ein leichtes Grün die steinigen Hänge.

Das gilt natürlich auch für die meisten Golfplätze auf der Insel, auch wenn die Fairways dort mehrheitlich von geklärten Abwässern der umliegenden Ferienhäusern und Apartments bewässert werden. Hinzu kommt, dass im Moment der Tourismus wegen der Covid-Pandemie derart eingeschränkt ist, dass der Wasserkonsum ohnehin reduziert ist.

Als Golfreise-Ziel, also „Destination“, bietet Gran Canaria viele recht unterschiedliche Golfplätze. Die Plätze liegen zwar nicht so dicht nebeneinander, wie zum Beispiel in Belek (Türkei), aber mit einem Mietwagen sind alle Plätze dennoch gut zu erreichen. Im Januar 2021 besuchte ich fünf Golfplätze, die kaum unterschiedlicher hätten sein können:

  • Maspalomas Golf: praktisch und flach
  • Club Real de Golf de las Palmas: traditionell, grün und anspruchsvoll
  • Anfi Tauro: sensationell und abwechslungsreich
  • Anfi Tauro Par-3: die grosse Überraschung
  • Meloneras Golf : neu, lang, zT am Meer

Maspalomas Golf – der praktische

Dieser Platz liegt direkt im Hotel- und Urlaubsort Maspalomas.[1] Er ist also von den meisten Hotels aus leicht zu erreichen, teilweise auch zu Fuss. Daher war er für mich der praktischste Golfplatz.

Maspalomas Golf

Die zumeist sehr flachen Bahnen dieser Par 73 Anlage, entworfen von Mackenzie Ross, sind breit, eingegrenzt von Palmen, und nicht sonderlich schwer. Hier einen Ball zu verlieren wird eher selten vorkommen, es sei denn er landet in einer der Palmen. Schön ist, dass fünf der Spielbahnen direkt neben dem Naturschutzgebiet der Dünen von Maspalomas liegen. So bietet sich oft ein kontrastreicher Blick vom satten Grün der Fairways aus auf die goldgelben Sandhügel nebendran. Das 15. Grün und 16 Loch dürfte allerdings bei manchen für Herzflattern sorgen, denn sie liegen direkt an zwei künstlich angelegten Seen. Herausfordernd, für mich zumindest, waren auch die blitzschnellen Grüns.

Maspalomas GolfMan kann Buggies mieten, aber der Platz ist auch gut zu Fuss bespielbar.

Die überdachte, zweigeschossige Driving Range, das grosse Putting Green und der relativ kleine Chipping Bereich sind gut eingerichtet, direkt neben dem recht einladenden Club-Restaurant und dem gut ausgerüsteten Pro-Shop. So werden wohl einige ab und zu vielleicht auch nur mal eben zum üben hierher kommen.

 

Club Real de las Palmas – der traditionsreiche

Oberhalb von Las Palmas, auf 400 m Höhe, direkt am oberen Rand des tiefen Vulkankraters von Bandama liegt dieser schöne, alte Golfplatz inmitten einer fast subtropischen Vegetation.[2]

Der Club ist nicht nur der älteste Golfclub von Gran Canaria, sondern der älteste Spaniens, gegründet 1891 von Engländern. Damals lagen die Spielbahnen noch unten in der Ebene, auf Sand, und auch die „Grüns“ waren auf Sand, ähnlich wie heute noch in Santa Cruz de Mudela[3] auf dem spanischen Festland. Doch seit 1957 besteht nun der neue Par-71 Platz, der vom Schotten Philip Mackenzie Ross entworfen wurde.Club Real de Golf de Las Palmas

Wie zumeist auf älteren Golfplätzen, sind die Bahnen nicht sonderlich lang, liegen recht nah beieinander, und die Grüns sind klein, aber schnell und trickreich. Der ab und zu über die Bergkante wehende Wind trägt auch noch dazu bei, dass der Platz alles andere als einfach zu spielen ist, jedenfalls wenn man unter Turnierbedingungen seine Punkte zählt. Aber die Löcher, denen die Fahnen stecken, sind natürlich mikroskopisch klein, verglichen mit dem 200 Meter tiefen Krater mit 800 m Durchmesser. Vom Parkplatz des Clubs aus kann man hineinsehen und am Grün des 2. Loches hoffen, dass der Ball nicht in den Krater rollt.Real Club de Golf de Las Palmas

Das Wetter ist ohnehin ein Faktor, der einzubeziehen ist. Während in Maspalomas die Sonne scheint kann man hier, gerade mal 60 km weiter, innerhalb einer Golfrunde Aprilwetter erleben. Erst strahlend blauer Himmel, dann wolkenverhangene Kühle oder gar Nieselregen, denn der knapp 2000m Hohe Pico de las Nieves ist nicht allzu weit.

Club Real de Golf de Las Palmas

Fast 1000 Mitglieder zählt der Club, der halt noch ein echter Club ist und nicht eine reine Touristenanlage. Die meisten anderen Golfplätze auf der Insel sind ja Teil von riesigen Entwicklungsprojekten von Investoren. Dort ist der Golfplatz nur ein Teil von grossen Bebauungsvorhaben, die dann im laufe der Jahre vorangetrieben werden.

Auch das Clubhaus in Bandama strahlt noch den Charme alten englischen Clublebens aus. Hiervon zeugen nicht nur die vielen alten, in Vitrinen aufbewahrten Golftrophäen, sondern auch das Mobiliar und die auf Holztafeln verewigten Honoratioren und Champions vergangener Jahrzehnte.Club Real de Golf Las Palmas Bandama

Auf diesem Golfplatz sollte man mindestens einmal gespielt haben, wenn man sich ein paar Tage zum Golfen auf Gran Canaria aufhält. Man kann den Platz gut auch ohne Buggy spielen oder gar seine Ausrüstung tragen, doch da keine Bahn wirklich flach ist, empfiehlt sich ein Wägelchen.

Direkt neben dem Clubhaus, vor dem ersten Abschlag und oberhalb der Driving Range liegt ein Mittelklasse Hotel, das zur Zeit geschlossen ist, aber im April 2021 wiedereröffnet werden soll.

 

Anfi Tauro – der sensationelle

Anfi TauroAls „sensationell“ haben mir etliche andere Golfer, die ich sprechen konnte, den Par-72 Championship Course von Anfi Tauro beschrieben. Entworfen vom Designerteam „Von Hagge, Smelek and Baril“ und 2007 eröffnet, ist diese Anlage Teil eines grossen Bebauungsprojektes des Anfi Konglomerats in der Gemeinde Mogán, im Südwesten der Insel.[4] Die Gesamtanlage ist allerdings so weitläufig und die Aussenwände der der Häuser, Apartmentwohnungen und Hotels aus naturfarbenen Stein, dass man sich auf dem Golfplatz in keiner Weise eingeengt fühlt.
Im Gegenteil: Das Wort „sensationell“ betrifft für die meisten nämlich die Art, wie die Bahnen in die Berglandschaft und teils wüstenartige Umgebung eingebettet sind. Früher wurden hier Mangos und Bananen angebaut, heute wähnt man sich eher irgendwo in Arizona. Die Spielbahnen liegen zum Teil neben steilen Steinwänden, die fast wie ein ehemaliger Steinbruch anmuten. Hier wurde offenbar viel weggesprengt, Mauern errichtet, eingeebnet und aufgeschüttet.Anfi Tauro Golf

Das Ergebnis sind abwechslungsreiche Spielbahnen, etliche Abschläge von hochgeflogenen Plattformen aus, Sand- und Steinstrecken, die man besser vermeiden sollte und auch Wasserhindernisse, von tiefen Bunkerlandschaften ganz zu schweigen. Bleibt man allerdings auf den Fairways ist der Platz aber auch für Hobby-Golfer gut zu spielen. Die Grüns sind auch nicht sonderlich schnell, und,  zumindest in Nähe der Fahnen, war der Unterschied zu meinem Heimatclub in Deutschland nicht allzu gross.

Auf diesem Platz sind Buggies Pflicht. Diese sind allerdings auch mit einem Bildschirm ausgerüstet, der einem nicht nur ein Bild der jeweiligen Bahn anzeigt, sondern auch die Entfernung vom Wagen zur Mitte des Grüns. Spielen muss man den Ball allerdings selbst.

 

Anfi Tauro Par-3 – die Überraschung

Die Driving Range der Golfanlage liegt ein wenig abseits. Wenn man den Parkplatz vor dem kleinen, beschatten Sitzplatz erreicht hat, sieht man zunächst eine Driving Range, wie viele andere. Nichts besonderes, denke ich. Sehr gross, immerhin 40000 qm , viele Abschlagsplätze, aber nicht einmal überdacht.Anfi Tauro Par 3

Die Überraschung liegt allerdings hinter den dichten Büschen. Dort liegt ein 9-Loch Par-3 Golfplatz (Par 27), der für manch einen Golfclub schon ausreichend gut wäre.[5] Sogar ein grosser See bietet nicht nur einigen Wasservögeln Freude, sondern auch Golfern Gelegenheit entweder ihre Wasserangst zu verdrängen oder Bälle zu verlieren.

Mit einer einzigen Greenfee kann man dort den ganzen Tag trainieren. Und wie es so aussah, machten viele von dieser Gelegenheit gebrauch. Sogar ein auf Gran Canaria überwinternder Norwegischer Golf-Pro, den ich kurz sprechen konnte, kommt drei bis viermal in der Woche zum Training hierher. Der Driver wird in der Tasche bleiben, aber die wichtigsten Schläge sind ja ohnehin die mittleren und kurzen Distanzen.

 

Meloneras Golf – neu und lang

Meloneras

Direkt neben Maspalomas liegt Meloneras. Hier hat Ron Kirby im Brachland neben der Küste einen modernen 18-Loch Platz entworfen. [6]Als er 2006 eröffnet wurde, war er der sechste Platz auf der Insel. Die grosszügige, palmenbegrenzte lange Strasse mit unzähligen Parkbuchten ab dem Eingangstor bis zum Clubhaus deutet darauf hin, dass hier eines Tages noch viel gebaut werden soll. Der Platz wurde eindeutig mit dem Ziel angelegt, professionelles Golf zu ermöglichen. So fanden hier 2007 die spanischen PGA Meisterschaften statt und auch im April 2021 soll hier wieder ein PGA Turnier stattfinden.

Meloneras golfDiesen Platz konnte ich leider nur besichtigen, aber nicht spielen. Mein Eindruck war, dass die ersten 9 Löcher eher gewöhnlich sind, und keine spezielle Abwechslung bieten. Ein kleines Wasserhindernis scheint mir auch nicht besonders beängstigend zu sein. Die zweiten 9 Löcher sind sehr viel interessanter, denn viele Bahnen führen direkt an der Steilküste entlang. Abgesehen vom Wind, sind hier auch zwei grosse Gräben zu überwinden, in denen wohl schon so mancher Ball unfreiwillig gelandet ist.

Die Grüns sind relativ gross. Die Spielbahnen sind breit, und fühlen sich, wie so oft auf guten Plätzen und auch den anderen auf der Insel, wie Teppiche an.

Im Gegensatz zum Anspruch mutet das Clubhaus da eher bescheiden und klein an. Andererseits bietet die Golf Akademie ein grosses Programm an massgeschneiderten Angeboten für jede Spielstärke. 

Salobre Golf Resort

Der Vollständigkeit halber sollte ich noch Salobre Golf[7] erwähnen, den ich diesmal nicht besucht, aber vor ein paar Jahren gespielt habe. Diese Anlage liegt etwas landeinwärts, auf dem Gelände einer ehemaligen, schon lange verlassenen Plantage. Gleich zwei Golfplätze liegen an dem Sheraton Hotel. Der „old course“, entworfen von Roland Favré  ist eher traditionell, aber auch nicht gerade flach. Der „new course“ (par 69),  von Ron Kirby entworfen und 2008 gebaut, ist indessen ist nur mit einem „Buggy“ bespielbar, denn die Bahnen führen mehr oder weniger kreuz und quer durch zerklüftetes Gelände und die Entfernungen zwischen Grün und dem nächsten Abschlag sind oft gross. Man muss teils über breite Gräben spielen, oder von kleinen Plattformen aus auf kaum sichtbare Grüns spielen und es gibt mehr Gelegenheiten, als manchem Golfer lieb ist, seinen Ball irgendwo „in der Pampa“ als auf dem Fairway landen zu sehen.

Fazit

Gran Canaria ist also nicht nur Strand und Sonne, sondern eine abwechslungsreiche Golfdestination, gerade mal 4 Flugstunden ab Frankfurt . Die Greenfees gehören im Winter nicht gerade zu den billigsten in Europa, denn die Betreiber wissen sehr wohl den Wunsch vieler Golfer auszunutzen, auch in den Wintermonaten etwas ihren Sport zu geniessen.

Auf jeden Fall aber beeindruckte mich die Devise von Fernando, den ich an der Hotelbar kennenlernte. Er kommt aus Barcelona und musste am nächsten Tag zurück. Aber er wollte in einer Woche wiederkommen und dann 6 Wochen bleiben, denn:
Nichts tun in der warmen Sonne ist besser als nichts tun im kalten Winter.“


[1] https://www.maspalomasgolf.net/en/; video auf: https://youtu.be/5xudYbavJJM

[2] https://www.realclubdegolfdelaspalmas.com/; video auf: https://youtu.be/IzsB_xm7VWg; Beschreibung aller 18 Bahnen: https://youtu.be/IzsB_xm7VWg

[3] https://golf-stories.com/mudela/; video auf https://youtu.be/kHCPga491Uw

[4] https://anfi.com/en/anfi-resorts-golf/golf/18-holes-course.htm; kurzes video auf https://youtu.be/v9R3xdoDIVg; Beschreibung aller 18 Bahnen: https://youtu.be/fM9bpPOO3fs.

[5] https://anfi.com/en/anfi-resorts-golf/golf/par-3.htm; video auf https://youtu.be/TSFZwc9UyAw

[6] https://www.melonerasgolf.es/startseite/; video auf https://youtu.be/LS638Mvbd6Q

[7] https://www.salobregolfresort.com/en/golf/new-course

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