Demnächst Juli und August – die Monate der „Sommerfrische“. Vor allem in Österreich. Und zwar seit mehr als 100 Jahren schon. Für Nicht-Austrianer/innen: Die „Sommerfrische“ war stets etwas für betuchte Menschen, die sich folgendes leisten konnten:
Die Sommermonate in einem Sommerhaus, möglichst an einem See gelegen, zu verbringen. Zumindest die Gattin mit den Kindern und der Nanni verbrachte diese Zeit dort – während der Ehemann zu Hause, in der Stadt, werktags den Geschäften nachging und nur zu manchen Wochenenden die See-Residenz aufsuchte.
Manche Gatten liebten diesen Rhythmus, denn er gestattete ihnen, endlich mal unbeschwert den Fleischeslüsten zu folgen. Während manche Gattin sich während der Sommerfrische gerne in einen Fremdling verliebte, was im Herbst dann, in der Stadt wieder, zu sehnsuchtsvollen Seufzern vor den verregneten Fensterscheiben führte.
Insgesamt also – eine wunderbare Angelegenheit, diese Sommerfrische! Freilich nur, wie eingangs erwähnt, für finanziell Betuchte. Alle anderen schufteten weiter wie gehabt und brutzelten im Sommerschweiß. Ihr einziger Trost: der Tratsch über Familiendramen, welche die Sommerfrische der feinen Herrschaften bisweilen mit sich brachte. Trotzdem träumten sie davon, selbst einmal so etwas erleben zu können – was jedoch der Kapitalismus nicht zuließ. Der ging ja schließlich auch nicht in Sommerfrische.
Welche Sehnsucht der Begriff „Sommerfrische“ ausstrahlt, ist allein schon an den vielen Aktionen von Fremdenverkehrsverbänden, Hotels etc. zu erkennen, die nicht müde werden, die SF zu propagieren. Aber die Sommerfrische von heute ist eben etwas völlig anderes – Marketinggemäßes – als jene von damals. Und wenn man bedenkt, dass das Werbeinstrument Sommerfrische inzwischen auch schon bei verschiedenen Golfsport-Regionen als Lockmittel eingesetzt wird – dann weiß man endgültig, dass es sich um eine Angelegenheit des 21. Jahrhunderts handelt.
Andererseits – „bei Freud!“, möchte man ausrufen, wenn man sich folgenden Flight vorstellt:
Arthur Schnitzler, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka und die Kaiserin Sisi von Österreich, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Romy Schneider.
Schnitzler würde ständig der Sisi/Romy beim Abschlag auf den Hintern starren. Der Rilke würde etwas völlig Neues erfinden („Wer jetzt keinen 200-Meter-Abschlag hat, baut sich keinen mehr. Wer jetzt alleine ins Rough geht, wird lange dort bleiben…“). Die Romy/Sisi würde dem Schnitzler zu zischen: „Ich gehör’ nur mir!“ Und der Kafka fände alles schlichtweg kafkaesk. Die vier haben gelegentlich – wenn auch nicht gemeinsam – Kuren und Sommerfrischen verbracht.
Und wo in Österreich zur Golf-Sommerfrische absteigen? Absolut klassisch wäre natürlich das unumschränkte Original-Sommerfrische-Revier, das Salzkammergut, wo Kaiser Franz-Joseph I. in Bad Ischl einst samt seiner Sisi diese Urlaubs-Art kreierte und wo mit 19 Badeseen und etlichen dazugehörigen Golfplätzen k.u.k.-gemäß abgeschlagen und sich erfrischt werden könnte.
Zum Beispiel „beim Laimer“. Jener (Franz, natürlich) ist Österreichs Golfausbildungs-Kaiser Nr. 1 – seit Jahrzehnten haben Tausende von Menschen, Kinder bis Hochbetagte, in seiner „Golfakademie Salzkammergut“ ( www.Laimer4golf.com ) das Schlägerschwingen gelernt. Wer also Golfen lernen und am Original-Ort Sommerfrischeln will – nichts wie nach Bad Ischl!
Wer jedoch bereits richtig spielen will, wie der Akteur auf dem Foto, kann entweder zum Golfclub Salzkammergut (zwischen Bad Ischl und Wolfgangsee gelegen) düsen – oder wird vielleicht gleich an einem anderen schl Quartier beziehen: in Fuschl statt Ischl. Denn: Dort gibt es gleich zwei Golfkurse vor Ort – und den sehnsuchtsschönen See zum Hinterherhineinhüpfen. Wer auf dem Platz ein Super-Resultat erreichte (leicht möglich, denn es handelt sich um kurze 9 Loch-Anlagen), kann seine überhitzt euphorischen Gedanken („Jetzt kann ich’s!“) im meist frischen Fuschlsee ausgezeichnet abkühlen. Und wem die Drives oder Putts misslangen, der kann im See wieder zur inneren Ruhe und Gelassenheit finden angesichts der traumhaften Umgebung – sowie der sagenhaften Fuschlsee-Türkisfarbe.
Jene verdanke der See dem Plankton, wie Bernhard erzählt. Bernhard lenkt die Zille – ein schlankes, elegantes 20 Personen-Holzboot (anderenorts Plette genannt) – elektrogetrieben über den Fuschlsee. Und zwar vom Platz des Golf & Countryclubs Schloss Fuschl (www.golf-fuschl.at ), den wir eben absolviert haben (fast alles bergab), zum Waldhof-Golfplatz auf der anderen Seite des Ufers, den wir noch zu erklimmen haben (viele Passagen bergauf). Das leise Gleiten des Schiffes, das beruhigende Gurgeln unter dem Bug, die Stille – eine wunderbar erholsame 35minütige…
… Halbzeit! Weltweit vermutlich einmalig. Erfunden wurde die „Golf-Roas“, so die offizielle Bezeichnung des Vergnügens, von einem Hotelier namens Herbert Ebner, der als begeisterter Reiter einst was mit Pferden für seine Gäste auf die Beine zu stellen gedachte, was ihm jedoch von Amts wegen nicht gestattet wurde – weshalb er dann eben einen Golfplatz schuf.
Es handelt sich dabei um einen sehr gepflegten, spannenden Kurzplatz inmitten der Natur – im Gegensatz zum Schloss-Course-Kurzplatz, der nur so strotzt vor Anarchie und Abenteuern. Und: Die Aussicht auf den See hinab
ist vom Schloss-Platz aus noch betörender – ein Traumblick nach dem anderen! Auch auf das heute als Mariott-Luxus-Hotel dienende Schloss Fuschl natürlich, in welchem zwar niemals Sisi sich aufhielt, aber in den fünfziger Jahren Passagen der Sissi-Filme gedreht wurden – als Ersatz für das eigentlich gemeinte Schloss Possenhofen am Starnberger See in Bayern, Sisis Herkunft.
Am Start dieses Fuschler nennen wir ihn mal „Sisi“-Courses streicht übrigens stets Herbert (vermutlich benannt nach dem Herrn Ebner) herum: Ein Kater, „den wir seit vier Jahren immer wieder zu seinem Bauernhof zurückbringen“, wie ein Golfplatz-Mitarbeiter berichtet, „aber Herbert kommt jeden Tag wieder zu uns zurück!“. Vermutlich hat er gehört, dass Golfer Mäuse haben.
Was das Einkehren betrifft: Fabelhaft sowohl direkt am Wasser die „Fischerei Schloss Fuschl“ mit frischesten Fischen, gelegen am Ende des Bergab-Kurses, ehe man die Zille besteigt, als auch die Waldhof-Alm am Ende des Bergauf-Bergab-Waldhof-Kurses. Was man in der Fischerei genießen sollte, erscheint logisch. Und auf der Waldhof-Alm gilt als Muss: der absolut franzsisige Kaiserschmarrn.
Wer freilich keine netten kleinen 9 Loch-Kurse, sondern absolute 18 Loch-Prachtplätze bespielen will, sollte Fuschl als Ausgangspunkt einer Golf-Safari betrachten und täglich Ausflüge unternehmen. Zum Championskurs Eugendorf etwa. Und vor allem zum unseres Erachtens bezauberndsten Golfplatz des Salzkammerguts, jenem am Mondsee. Die letzten vier Bahnen am Gewässer entlang – atemberaubend schön! Und auch für dort die Badehose nicht vergessen! „Wer schlau ist“, verrät uns ein Clubmitglied, „hüpft nach 17 Löchern in den See!“ Und spielt dann erst – erfrischt – das letzte 18. „Irgendjemand lässt einen schon in seinen Flight…“
Empfinden wir den oberösterreichischen Mondsee mit seinen eleganten Entfernungsschildern (siehe Foto) als…
… attraktivsten Kurs des Salzkammerguts – so kann der unweit entfernte GC Gut Altentann als exklusivster und sportlichster Club des gesamten Salzburger Landes betrachtet werden: ein von der Anforderung her hochstehender Kurs mit oftmals hochstehenden internationalen Turnieren und gleichfalls hochstehender Küche – ein absolutes Besuchs-Muss. Zumal der Club sein etwas angestaubtes Edel-Image, welches viele Angehörige der bisweilen etwas hochnäsigen feinen Stadt-Salzburger Gesellschaft durchaus schätzten, inzwischen den Zeichen der etwas legerer gewordenen Zeit angepasst wurden.
Jedenfalls würde sich nun auch die eher volksfreundliche Sisi dort wohl fühlen und ihre Runden spielen. Eine köstliche Vorstellung – mit Fürst Metternich als Caddie, während Jagd-Passionato Franz-Joseph gleichfalls mitmarschiert und rundum alles abknallt, was Läufe oder ein Geweih besitzt. (Durchaus auf Golfplätzen vorhanden.) Wenn kürzlich schon eine Corsage von Sisi bei einer Versteigerung 6.800 Euro erbrachte – wie viel würden erst ihre Golfschläger erbringen?
Aber sie hat ja nicht gespielt. Obwohl Hoheiten sich zu ihren Lebzeiten schon längst Golf als wunderbare Abwechslung auserkoren hatten. Maria Stuart beispielsweise, Queen Mary of Scotland, ging bereits 1567 zwei Stunden, nachdem sie ihren Gatten ermorden ließ (weil jener vorher wiederum ihren Liebhaber hatte meucheln lassen), zur Entspannung zum Golfen in die Dünen von St. Andrews. Das war dann allerdings keine Sommerfrische, sondern Eiseskälte. Golf-Game of Thrones. Der Winter naht.
Doch hier in Österreich naht jetzt erst einmal: die Sommerfrische! Und vielleicht schaffen wir es ja, wenigstens eine gewisse Zeit lang nur an das GOLF-Virus, von dem so viele befallen sind, zu denken. Oder sogar an gar kein Virus, wenn wir mit dem Fuschlsee kuscheln. „Wenn ich den See seh‘ “, sagt uns der Fuschler Seerose-Hotelier (Franz, natürlich) Schocher, „dann brauch‘ ich kein Meer mehr.“
Und dann vergisst man auf dem Rücken auf der Wasserooberfläche treibend auch jede Lady und jedes Girlie. Für Nicht-Golfer/inn/en: So wird der Drive eines Mannes genannt, der so kurz gerät, dass er nicht einmal den unweit weiter vorne gelegen Abschlag der Damen erreicht. Als Gentleman gilt es hierfür eine Runde auszugeben. In der Salzkammergutschen Sommerfrische natürlich einen Drink mit – Milch.
Denn das war Sisis Lieblingsgetränk.
Infos:
Die erwähnte Golf-Roas (siehe Text) am Fuschlsee, die jährlich etwa 300 Mal gebucht wird, kann täglich für 85 Euro inklusive dem Bespielen zweier 9 Loch-Golfplätze und einer Zillen-Bootsfahrt dazwischen gebucht werden. Anmeldung: www.golfclub-waldhof.at
Und hier ein 2:52 Minuten-Film über die GolfRoas, entneommen der Schloss Fuschl-Website:
https://www.golf-fuschl.at/anlage/seeroas-3/
Unabhängig von Golf finden täglich vier Zillenfahrten für Touristen statt. Wer (ohne Golf) die Zille für sich alleine haben möchte: 260 Euro für 1,5 Stunden. Infos: www.fuschlseeregion.com
Weitere Golf-Adressen zum Thema: „Sommerfrische-Golfen im Salzkammergut“ (auch wenn sie, die Adressen, teilweise nicht mehr zum Salzkammergut zählen):
www.golf-alpin.at und www.golfundseen.at (bieten beide sehr gute Übersichten und sind auch als gedruckte Broschüren erhältlich), www.salzkammergut-golf.at , www.golfaltentann.com , www.golfclubmondsee.at , www.golfclub-salzburg.at
Übernachtungen: Als erstes Haus am Platz gilt in Fuschl das 4****S-Hotel Ebner’s Waldhof – ein wirklich bemerkenswertes Resort: www.ebners-waldhof.at . Ich wiederum stieg auf dieser Recherche-Reise in Fuschl im 4****-Haus Seerose ( www.hotel-seerose.at ) ab – mit wunderbarer Restaurant-Terrasse direkt am See, eigenem Parkplatz und eigenem Strandbad nur für Hotelgäste: traumhaft! Dieses Prädikat trifft natürlich auch das Luxus-Schloss Hotel Fuschl ( https://www.marriott.de/hotels/travel/szgfl-schloss-fuschl-a-luxury-collection-resort-and-spa-fuschlsee-salzburg/ ) zu, doch liegt jenes nicht in Fuschl, sondern am fast anderen Ende des Sees, in Hof.
Weitere Übernachtungs- und Reise-Infos: www.salzburgerland.com , www.fuschlseeregion.com , www.mondsee.at , https://badischl.salzkammergut.at/ , www.salzkammergut.at, www.austria.info
Garantiert auch noch interessant für Golf-Liebhaber/innen:
Wen es jedoch zur Sommer-Abkühlung eher ins Gebirge zieht, sollte sich besser der Golf alpin-Vereinigung zuwenden – einem Zusammenschluss mit mehr als 40 Clubs in Tirol, im Salzburger Land und in der Steiermark. Deren gemeinsame Klammer: eine Urlauber-Card mit prima Greenfee-Ermäßigungen.
Wo jedoch inmitten dieses Netzwerks absteigen? Eine gute Lösung: im Pinzgau des Salzburger Landes, genauer gesagt im Saalachtal, Nähe Saalfelden. Denn wer sich dort niederlässt, findet nicht nur zwei wunderbare 18 Loch-Anlagen (Brandlhof und Urslautal) vor. Sondern kann von dort aus innerhalb von 30 bis 60 Minuten Autoentfernung sage und schreibe 36 (!) weitere Golf alpin-Kurse ansteuern – von Kitzbühel bis Zell am See.
Außerdem befinden sich in der Nähe von Saalfelden außer mit dem Brandlhof (direkt am Golfplatz) noch einige weitere famose Hotels unterschiedlichster Design- und Lifestyle-Ausrichtung. Herausragend dabei die berühmte Ski-Gemeinde Leogang (Krallerhof, Mama Thresl, Puradies, Forsthofgut, Salzburger Hof). Die Region Saalfelden zum Ausgangspunkt eines Golf-Sommerfrische-Urlaubs zu wählen – wahrlich keine schlechte Idee.
Unweit entfernt auch der GC Zell am See-Kaprun Saalbach-Hinterglemm – mit dem elegant-grandiosen Grand Hotel und dem dazugehörigen Salzburger Hof, die sich beide in hohem Maße dem Golf-Metier verschrieben haben. Sehr bemerkenswerter Standard auch im Club selbst: Dort werden an quälenden Hitzetagen den Spieler(innen) zwischendurch eisgekühlte Tücher gereicht. Golf-Sommerfrische-Stil der besten Art.
Text und alle Fotos dieser Story & Copyright: Jupp Suttner