VON JUPP SUTTNER ///// Neun Jahre lang spielte Bernhard Langer schwarz! Und zwar beim 1959 gegründeten GC Augsburg. Als Sechsjähriger war Langer von seinem Heimatort Anhausen sechs Kilometer durch den Wald nach Bobingen geradelt und hatte beim dortigen Golfclub Augsburg angefragt, ob sie einen Job für ihn hätten. Hatten sie. Als Caddy. Bis zum 15. Lebensjahr erfüllte der junge Langer diesen Job. Und spielte nebenbei auf dem Course selbst. Was den Club-Statuten zufolge allerdings verboten war. Caddies waren damals – in den besagten neun Langer-Jahren von 1963 bis 1972 – zwar zum Taschenschleppen zugelassen. Durften den Vereins-Paragraphen gemäß freilich nicht selbst nicht den Schläger schwingen. Doch im Endeffekt kümmerte sich keiner um die Satzung und der kleine Bernhard spielte zwar „schwarz“ – aber er spielte. Und trug fleißig die Bags. Bruder Erwin – sein heutiger Manager – hat vermutlich bereits damals Provision von Bernhards Caddie-Arbeit kassiert. Zutrauen würden es ihm zumindest viele.
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Foto oben:
Die Sieger(innen) des Presseturniers in Augsburg (von links nach rechts): Dr. Werner Pröbstl (BGV-Vize-Präsident), Sibylle Seidl-Cesare (Netto Damen), Simon Wäschle (Brutto Herren), Patricia Heinlein (Brutto Damen), Ralph Spöttel (Netto Herren).
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Jupp Suttner
Text:
Jupp Suttner
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Wie dem auch sei: Jahrzehnte später, am 13. Juni 2017, spielte weder jemand unrechtmäßig auf dem Platz noch nahmen etwelche Golfer die Dienste eines Caddies in Anspruch. Sondern zogen und trugen ihr Gepäck selbst – beim 2. Journalisten-Turnier 2017 des Bayerischen Golfverbandes. Trotzdem wurden ausgezeichnete Leistungen erzielt. Die Gewinner-Liste:
Brutto Herren:
Simon Wäschle (GA Harthausen/Freelancer für Golf Week u.a.) 29 Punkte
Brutto Damen:
Patricia Heinlein (GC München Eichenried, Pressesprecherin des Bayerischen Golfverbandes) 24 Punkte
Netto Herren:
Ralph Spöttel (GC Wörthsee, Golf Maul) 39 Punkte
Netto Damen:
Sibylle Seidl-Cesare (GC Augsburg, Freie Fotografin) 35 Punkte
Vermutlich sind die guten Scores auch darauf zurück zu führen, dass auf der gesamten Anlage fast nirgendwo ein Handy funktioniert. „Wer bei uns spielt“, sagt Präsident Dr. Klaus Leuthe, „erlebt einen Tag Urlaub.“ Der himmlischen Ruhe wegen. Und BGV-Vize-Präsident Dr. Werner Pröbstl bestätigte: „Das schönste an Augsburg ist dieser Platz.“ Der auch zu den Leading Golf Courses of Germany ( www.leading-golf.de ) gehört. Sowie desgleichen als prima Meisterschaftsanlage gilt: Einige Tage nach dem Presse-Turnier stiegen hier die Bayerischen Meisterschaften der Altersklassen 16 und 18 – bei denen immerhin neun Youngster mit bereits einem +-Handicap antraten.
„Bernhard Langer“, so Leuthe, „ist eines unserer größten Aushängeschilder.“ Und „immer wenn ein Fahrrad vor der Tür steht“, freut sich Club-Manager Fabian Fietze, „dann wissen wir, dass er gerade zu Besuch bei seinen Eltern in Anhausen ist und bei uns vorbei schaut – denn er ist der einzige, der mit dem Fahrrad kommt.“ Natürlich spielt Langer dann jeweils auch eine Runde – notfalls mit fünf Bällen gleichzeitig, wenn die Flights vor ihm gerade den Damen-Turniertag bestreiten.
Denn Langer ist geduldig. Fast so geduldig wie „Der Brenninger“. Über den letztes Jahr auf Reise-Stories.de folgendes Langer-/Augsburg-Erlebnis verfasst wurde:
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Im Urlaub lernte Brenninger beim Golfen einen Mann kennen, der sich mit den Worten vorstellte: „Ich bin der Nachfolger von Bernhard Langer!“. Konnte vom Alter her stimmen, dachte sich Brenninger. Doch nicht von den Resultaten: Golf-Ergebnisse eines Mannes dieses Namens – den jener auf Nachfrage nannte – hatte Brenninger noch nie im Leben registriert.
„Ich war ja auch nicht als Spieler sein Nachfolger“, klärte der fremde Golfpartner ihn auf. „Sondern als Caddie!“ Stimmt, erinnerte sich Brenninger. Das hatte er schon oft gelesen: Dass Bernhard Langer aus Anhausen in seiner Kindheit als Taschenschlepper im Golfclub Augsburg Bobingen-Burgwalden geschuftet hatte. Und als er dann Anfang der 70iger-Jahre Profi wurde – avancierte sein heutiger Flightpartner wohl zu Langers Nachfolger als Caddie.
Langers Follower lebe inzwischen, erfuhr Brenninger, als Rechtsanwalt in Nürnberg und seine Caddie-Kindheit liege nun auch schon einige Jahrzehnte zurück – doch vergessen werde er sie nie. „Golf war damals ja gesellschaftlich noch etwas ganz, ganz anderes. Da spielten in Augsburg nur Leute mit Geld. Für 9 Löcher Bag tragen gab es Dreimarkfünfzig.“
(Allen nach 2 000 Geborenen zur Information: Mark = Deutsche Mark, die Währung vor dem Euro. 3,50 DM entspricht etwa 1,80 Euro.)
„Die wirklich Reichen steckten einem glatte 5 Mark zu. Aber die Neureichen ließen sich ganz genau heraus geben.“ Man müsse wissen – der Club liege in Schwaben, also im deutschen Schottland.
Nicht immer sei Geiz geil. „Und was besonders schlimm war: Diese Typen nahmen sich nicht nur zwei Liter Wasser für sich selbst mit, ohne einen Tropfen für uns Knirpse abzugeben. Sondern sagten auch noch ihren Mitspielern: ‚Ihr könnt eure Flaschen in mein Bag stecken – ich habe einen Caddie!’.“
Ende des Monats will der einstige Kinderarbeiter zum Golfspielen, wie er Brenninger erzählte, nach Marokko – wo es meist Pflicht ist, einen Caddie (der dort auf amerikanisch Caddy heißt) zu engagieren. „Werde ich natürlich machen“, prophezeite er Brenninger zum Abschied. „Aber tragen werde ich dann wahrscheinlich selbst…“
Schon wegen des Wassers.
Jupp Suttner
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Infos über den Club: www.golfclub-augsburg.de
Infos über den Bayerischen Golfverband: www.bayerischer-golfverband.de
Der Brenninger im Original: https://reise-stories.de/der-brenninger-bernhard-langers-nachfolger-gefunden/
Und ein weiterer Bernhard Langer-Brenninger: https://reise-stories.de/der-brenninger-olympisches-volksbegehren-fuer-bernhard-langer/