Von Gregor Heinrich[1]
Bei einer Greenfee von 80 Euro und 100 Schlägen pro Runde kostet einen jeder Schlag also 80 cents. Das geht doch bestimmt auch günstiger dachten sich die Betreiber einer neuen Plattform in der Schweiz. Davon handelt dieser Artikel.
Wenn es keine Greenfee gäbe, wären die Golfplätze dann überrannt? Oder umgekehrt: wie abschreckend ist eine Greenfee?
Ich denke, der Preis ist gar nicht so entscheidend. Die grösste Investition für Golfspieler ist ihre Zeit: die Zeit, die nötig ist, den Sport zu erlernen, die Anfahrt, die Stunden auf dem Platz beim eigentlichen Spiel. Am Ende fällt der Kauf des “Equipments” dann gar nicht mehr so sehr ins Gewicht. Aber dann gibt es ja noch den Preis der Clubmitgliedschaft, der ja doch für manche hoch und unerreichbar sein mag und dieser beinhaltet nun mal auch das “grenzenlose Golfvergnügen, zumindest auf der eigenen Anlage.
Wie jeder weiss, nur auf der eigenen Anlage spielen kann auf die Dauer auch uninteressant sein. Die Neugier lockt oder der nahe, fremde Golfplatz in den Ferien oder die Einladung von guten Bekannten. Spätestens dann macht man sich über die Greenfee Gedanken.
Und halt, da gibt es noch einen neueren Trend, vielleicht gar die Rettung des etwas stagnierenden Golfsports: man muss ja gar nicht mehr Mitglied eines Clubs sein, mit teurem Jahresbeitrag und eventuellem Mindestkonsum im Restaurant. Vielmehr entscheiden sich immer mehr Golfer unabhängig zu sein und sich ihre Lizenz und Handicap von einer Vereinigung wie der Mikros Golf Card und ASGI in der Schweiz oder der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) in Deutschland verwalten zu lassen. Andere wiederum werden Mitglied in einem Platzverbund wie zum Beispiel den Migros Golfparks und spielen dann entweder auf einem der Plätze des Verbundes oder halt gegen Zahlung einer – oft reduzierten – Greenfee auf anderen Plätzen in der Schweiz.
Mit anderen Worten: sei es für Touristen oder lokale Clubspieler, die Greenfee wird irgendwann doch relevant.
Wozu dient die Greenfee?
Böse Zungen können behaupten: der Abschreckung von auswärtigen Spielern. In der Tat, auf manchen Plätzen kann es schon Verwunderung auslösen, wenn eine Runde Golf über 150 oder 200 CHF/USD/Euro kosten soll, von den USD 495 für eine Runde auf dem Pebble Beach Golf Links ganz zu schweigen, und das ohne Miete von Golfschlägern, Wägelchen etc. Andererseits sind viele gerne bereit, einen ähnlichen Betrag oder mehr für ein Pop-Konzert, einen Tag in einem Vergnügungspark oder beim Skifahren auszugeben.
Golfen kann man fast immer so teuer oder relativ günstig haben, so exklusiv oder “populär”, wie man es möchte – die Anfahrt nicht mit einkalkuliert.
Der Markt, Angebot und Nachfrage, hat wie immer grossen Einfluss auf die Preise. An Orten, in denen es wenig Plätze, aber relative viele Golfinteressierte gibt (sagen wir mal Zürich), oder an Orten, an denen die Golfplätze auf Resort-Touristen zugeschnitten sind (z.B. Belek, Türkei, oder Riviera Maya, Mexico) werden die Preise naturgemäss höher sein.
Der Wochentag oder die Tageszeit mag auch einen Einfluss auf den Preis haben, ebenso die Art der Anlage. Ein exklusiver Club in der Art eines “country clubs”, evtl. gar mit Schwimmbad oder Tennisplätzen, wird nur selten auswärtige Spieler zulassen, die nicht Gast eines Clubmitglieds sind, aber wenn doch, dann oft gegen Zahlung einer “satten” Greenfee. Im Gegensatz dazu stehen etwa öffentliche Plätze in England oder den USA, die einer Stadtgemeinde gehören und in der Regel jeden Spieler zulassen. Die Greenfee ist dann oft geradezu lächerlich gering, etwa USD 15. Doch ist das eher in ländlichen Gebieten mit viel Platz der Fall und nicht in dicht besiedelten Grossstädten.
Schliesslich spielt natürlich auch der Zustand eines Platzes eine Rolle. Wenn die Fairways bewässert und von Unebenheiten befreit werden müssen, wenn die Grüns stets gewalzt und geradezu mit der Nagelschere geschnitten sein sollen, ohne auch nur ein Blättchen Unkraut, wenn eine Bar oder Getränkewagen durstigen Golfern mitten in der Runde Erfrischung bietet, die Fairways sich wie ein Teppich anfühlen sollen und erwartet wird, dass sogar in den Umkleideräumen ein dezenter Teppichboden das weiche Tretgefühl fortsetzt, dann hat das alles seinen Preis. Denn die Lohnkosten schlagen gewaltig zu Buche.
In der Schweiz liegen die günstigsten und höchsten Greenfees nicht sehr weit auseinander. Während in den USA ein teurer Platz mehr als 30 Mal so viel kostet wie ein günstiger, beträgt das Verhältnis zwischen günstiger und teuerster Runde in der Schweiz nicht einmal 1:4. Wie aus der jüngsten Tabelle von Swissgolfnetwork aller Greenfees in der Schweiz ersichtlich ist (siehe hier), ist eine 18-Loch Runde bereits für CHF 55 oder 60 zu haben, z.B. in Appenzell oder Domaine du Brésil (VD), während die teuersten Runden, mit CHF 200 in Bad Ragaz oder 210 in Luzern eher Aussenseiter sind. (2)
Wie berechnen die Clubs die Höhe der Greenfees?
Ein Blick auf die Konkurrenz in der Nähe ist bestimmt ein wichtiger Faktor, doch eine gut geführte Golfanlage dürfte folgende Punkte in die Berechnung einbeziehen:
- Wie hoch ist die Kapazität an freien Startzeiten, wie viele Spieler und Spielerinnen kann ich also an einem Tag maximal auf den Platz lassen und wieviele davon sind erfahrungsgemäss Mitglieder des eigenen Clubs?
- Hat es die Anlage nötig, Zusatzeinnahmen durch Greenfees zu erzielen?
- Kann auf der Anlage das ganze Jahr hindurch gespielt werden, oder nur für einige Monate – obwohl bestimmte Kosten das ganze Jahr über anfallen?
- Wie hoch sind die Betriebskosten und kann ich damit theoretisch zumindest den Preis einer Runde bestimmen?
Wir können das ja mal durchrechnen. Sagen wir mal die Gesamtkosten für den Betrieb einer 18-Loch Anlage betragen jährlich CHF 1 Million. Im Schnitt können pro Tag bei 4-er Flights, Startzeiten alle 10 Minuten und 10 Stunden Spielen pro Tag maximal 240 Runden pro Tag gespielt werden – in der Praxis wohl nur 100 oder gar viel weniger. Doch schon bei hundert Runden am Tag ergeben sich fast 3000 Runden im Monat. Wenn nun pro Saison von Gästen 5000 Runden gespielt werden und von Mitgliedern 10000 Runden, ergibt das 15000 Runden.
Wir können nun die Betriebskosten durch die gespielten Runden teilen und kommen so auf einen theoretischen Preis von CHF 66 pro Runde. Wenn die Betriebskosten bei einem super-Club 2 Millionen Franken betragen dann läge bei dieser Anzahl von Runden, der theoretische Greenfee-Preis bei ca. 140 Franken. Und somit bewegen wir uns in einem Bereich, der in der Schweiz die Norm zu sein scheint.
Keine Golfanlage in der Schweiz finanziert sich ausschliesslich über Greenfees. Vielmehr sind es die Mitgliedsbeiträge, die für eine sichere Kalkulationsbasis sorgen, und indirekt auch solche Greenfees subventionieren, die unter dem theoretischen Rundenpreis liegen.
Wo gibt es günstige Greenfees?
Schon öfters ist vorgeschlagen worden, dass der Golfsport auch über den Preis attraktiver gemacht werden könnte. Gibt es zum Beispiel spät am Nachmittag oder früh am Morgen viele freie Startzeiten, die ungenutzt bleiben, könnten diese attraktiv angeboten werden und das könnte sich sogar von Tag zu Tag ändern und mit den entsprechenden Apps am Mobiltelefon oder Computer verfolgen lassen. Clubs könnten gar bestimmte Startzeiten attraktiv machen, in dem sie auch ein Sandwich oder Getränk oder andere „goodies“ zu bestimmten Zeiten anbieten (so z.B. in England).
Die Liste der Greenfees in der Schweiz zeigt nun aber keinerlei Sonderangebote. Viele Anlagen bieten aber zumindest unterschiedliche Wochenend- und Wochentagstarife. Andermatt und Davos, zum Beispiel, differenzieren ein wenig nach Tageszeit, Appenzell Gongte bietet eine Art „Greenfee Halbtax“ (einen Grundbetrag und danach alle Greenfees zu einem reduzierten Preis). Um Sonderangebote zu erwischen muss man also jeweils die Websites der Clubs konsultieren, oder direkt bei der Anlage anfragen.
Abhilfe bieten da einige Werbeportale, wie „Greenclub“ in der Schweiz, „Greenfee365“ für Spanien oder in den USA. Doch zum einen sind nicht alle Clubs erfasst, und Anlagen/Clubs müssen recht viel zahlen, um dort aufgelistet zu werden, und daher sind diese Seiten nicht allzu repräsentativ. Vor allem sind diese Seiten nicht auf Sonderangebote spezialisiert.
Das macht die relative neue „Lastminute Golf“ Plattform anders. Solche Plattformen sind in Südafrika und Amerika (zB GolfNow in den USA) bekannt und beliebt und jetzt gibt es auch in der Schweiz eine „Schnäppchen“ Plattform für Golfclubs und Golfspieler. Mit der Zeit könnten dank besserer Auslastung von Golfanlagen die Greenfees im Schnitt gar sinken.