Etwa 150 km nördlich von Rom, oder 850 km südlich von Basel, zwei Autostunden von Pisa entfernt, liegt die Halbinsel Monte Argentario. So um 1700 war sie spanisch, österreichisch bis 1737, danach bourbonisch und erst 1815 fiel die Halbinsel, damals eigentlich noch eine Insel, an das Grossherzogtum Toskana und so richtig italienisch ist Monte Argentario erst seit Gründung des Staates 1860.
Die Spanier bauten oberhalb des Hafenstädtchens Porto Ercole, auf der Rocca Spagnola eine massige Festung und konnten von dort sowohl den heutigen Yacht und Fischerhafen als auch das offene Meer überblicken.
Eher vor kurzem scheinen in der Nähe Aliens mit einem grossen Raumschiff gelandet zu sein, um die davor liegende Golfanlage zu überblicken. So schien es mir jedenfalls, als ich von einem eher unscheinbaren Vorplatz aus in die Lobby des Hotels Argentario Golf Resort & Spa trat.
Unter einer hohen gewölbten weissen Decke, auf schwarzem Steinboden war rechts und links je eine schwarz-weiss beleuchtete Kontrollzentrale, vor mir die Glaskuppel mit der filigranen weissen Geländer einer Wendeltreppe, die vielleicht in das Innere dieses Raumschiffes führte. Waren hier auch Menschen? Oder war ich einem Set für den nächsten James-Bond Film gelandet? Doch, nach dem ersten Staunen entpuppte sich die rechts liegende Kontrollzentrale als Empfang, die links liegende als der Hotel-Shop. Und hinter der Glaskuppel und Glaswand lag in der Tat der Golfplatz, und der Blick ging hin auf die Berge, die Aussenpools des Hotels und in der Ferne die Bucht.
Dies ist ein Design Hotel dessen mailändischer Designer offenbar die Farben Weiss und Schwarz – und die dadurch entstehenden Kontraste – besonders liebt. Es gibt 19 „Design-Hotels“ in Italien, 282 in der Welt[1]. Wer beim Golfen gerne in einem alten Renaissance Palast wohnt, wird dieses Gefühl hier nicht erleben, dafür aber viele andere Dinge geniessen können. Wegen der Nähe zu Rom und Florenz kommen wohl viele Italiener hierher, aber vor allem im Sommer, wurde mir gesagt, kämen die Gäste aus Nordeuropa, Südamerika und Asien und einige verbringen gar ein paar Wochen hier. Denn es gibt ja nicht nur das üppige Wellnesszentrum (u.a. überraschend grosses Innenschwimmbad, Sauna, Dampfbad usw.), mehrere Aussenbecken, die Golfanlage, Tennisplätze oder Joggingpfade; auch die beiden Orte auf der Halbinsel, Porto Santo Stefano und Porto Ercole, und die nähere Umgebung auf dem Festland bieten ausreichend Abwechslung.
Ich war im Februar in dem Resort und hatte unsägliches Glück mit dem Wetter: strahlend blauer Himmel und eine milde Sonne. Im Hotel waren, so früh in der Vorsaison, nur wenige Gäste im Hotel und daher war ich auch auf dem 18-Loch Golfplatz so gut wie allein. Doch ich denke, selbst wenn das Hotel mit 57 Zimmern und etwa 8 Gästevillen voll ausgebucht ist wird es sich nie überfüllt anfühlen. Zum Golfgenuss trug nicht nur die Einsamkeit und Ruhe bei. Auch der Zustand der Anlage war überaus gut.
Noch etwas zu den Villen. Sechzehn sollen es einmal werden, in einen Hang gebaut, abseits vom Hotel, mit Blick auf einen Teil des Golfplatzes, die nahe gelegene Polo-Anlage und die Bucht, mit 2 bis vier Schlafzimmern. Acht Villen sind bereits verkauft und die weiteren werden dann wohl in den nächsten Jahren dazukommen. Als Hotelgast wird man diese Villen auch für kürze Aufenthalte mieten können, und mir wurde gesagt, dass das Hotel sich um alles kümmert, von der Vermietung bis zum Zimmerservice.
Das Hotel ist stolz darauf, auf Nachhaltigkeit und geringe Umweltbelastung Wert zu legen, auch wenn es offenbar noch keine Photovoltaik oder Thermosolaranlage gibt. Ein umweltbewusster Golfer denkt wohl ab und zu: woher kommt eigentlich das Wasser, um die grossen Flächen grün zu halten? Während das Trinkwasser im Resort (und auch das Wasser in den Bade- und Schwimmbecken) vom nahegelegenen Acquedotto del Fiora kommt, werden die Gärten mit gesammeltem Regenwasser bewässert. Für den Golfplatz wurden keine speziellen Brunnen gebohrt und die Wasserhindernisse und Seen werden auch mit Regenwasser gefüllt, denn alle Drainagerohre auf dem Platz führen in die Seen.
Wahrscheinlich ist in den heissen und trockenen Sommermonaten daher nicht jeder Fairway ein satt-grüner Rasenteppich, so wie ich zumindest die letzten 9 Löcher erlebte, und nicht jeder See ist bis an den Rand gefüllt. Aber das muss ja auch nicht sein. Viel wichtiger ist für mich, dass der Kurs abwechslungs-reich ist.
Die ersten 9 Löcher erinnern stellenweise an einen „Links“ Platz, mit Hügeln, Dünen, einigen weiten Abschlägen auf tiefer unten liegende Grüns oder Fairways. Selten sind die Bahnen ein “hin-und her” wie auf so vielen anderen Plätzen. Es gibt weite, und enge Bahnen, kleine und grössere Greens, und natürlich auch einige Hindernisse, Wasserlöcher, Gräben, Doglegs, alles was halt so nötig ist, um gelegentlich seinen Ball zu verlieren und auch guten Spielern (ich gehöre nicht dazu) eine Herausforderung zu sein.
Die zweiten 9 Löcher schein auf den ersten Blick etwas leichter zu sein, flacher, die Fairways sind etwas übersichtlicher und grüner, aber auch das täuscht, und die vielen Olivenbäume (das Hotel stellt sein eigens Olivenöl her) bremsen bisweilen gerne einen schlecht geschlagenen Ball.
Es erstaunt nicht, dass der Golfplatz nicht nur von Hotelgästen und Tagesbesuchern genutzt wird, sondern auch über 500 Clubmitglieder hat, die meisten davon aus Rom, das ja bei wenig Verkehr gerade mal anderthalb Autostunden entfernt liegt.
Wenn nun die Füsse und Beine nach getanem Golfvergnügen schmerzen ist der “Spa” eine Wohltat. Auch hier dominieren die Farben Schwarz und Weiss. Das Angebot an Massagen und diversen Anwendungen ist gewaltig, aber ich muss gestehen, dass ich “nur” Dampfbad und Sauna genossen habe. Auch an Aquagymnastik oder Yoga habe ich nicht teilgenommen, aber es wäre natürlich möglich gewesen.
Wäre ich sehr viel länger geblieben, hätte ich mich sowieso eindeutig mehr bewegen müssen. Denn es gelang mir zum Beispiel nicht, dem Gebäck, das am Frühstücksbuffet angeboten wird, zu widerstehen. Küchenchef Riccardo Cappelli und seinem Team gelingen hier wahre Meisterwerke. Und zumindest ein Mehrgangmenu im hoteleigenen „Dama Dama“ Restaurant sollte man sich nicht entgehen lassen. Einen Michelin Stern hat das Restaurant nicht und es ist auch keine toskanische Taverne. Aber, ähnlich wie das ganze Hotel, ist das Essen auch dort auf ein Erlebnis, und ein besonders nettes, wenn man von den gut deutsch sprechenden Kellnern Carlotta oder Gabriele bedient wird.
Wer mit einem Tesla oder anderen Elektroauto gekommen ist, wird es dann ausgeruht und vollgeladen vom Destination-Charger in der Hotelgarage abklemmen und mit leisem Surren ´gen Heimat fahren können, so wie die Aliens mit ihrem Raumschiff.
Info:
Golfplatz entworfen von Baldovino Dassù, David Mezzacane und Brian Jorgensen.
Ein Video des Autors zum Hotel und der nahen Umgebung ist auf YouTube bei: https://youtu.be/1Ux7U71m9OA.
Anreise: mit dem Auto ca. 10 Stunden ab Basel; mit dem Flugzeug nach Rom (Leonardo da Vinici Flughafen) und von dort per Mietauto ca. anderthalb bis zwei Stunden; Entfernungen: nach Florenz 184 km, nach Siena 120 km, nach Pisa 203 km.
Zu den Golftarifen für auswärtige Tagesgäste, siehe: https://www.argentariogolfresortspa.it/de/golf/preise/ Für Hotelgäste kosten Spa-Bereich oder Driving Range nichts extra, und die Greenfees sind stark reduziert.
[1] https://www.designhotels.com/hotels/italy/porto-ercole-tuscany/argentario .