“Wir haben vor kurzem die Bahnen 1-9 neu mit Bermuda-Gras bepflanzt”, meinte Golf Pro Nige German, als ich fragte, welche 9 Loch-Runde er empfehlen würde. Also nahm ich sein Angebot an.
Dass ich überhaupt in dieser Gegend auf einem Golfplatz stand war schon überraschend. Andalusiens “Costa del Sol” ist natürlich als Golferparadies bekannt, und erst kürzlich wurde Spanien von den Swiss Golf Awards als Nummer 1 unter den Golfregionen Europas ausgezeichnet. Aber Granada?
Granada
Granada ist weltweit bekannt als die letzte maurische Hochburg auf europäischem Boden. Im Januar 1492 kapitulierte der letzte naṣridische Herrscher Muhammad XII. und übergab die Stadt an Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón, die so genannten „Katholischen Könige“.
Die Festung Alhambra, mitsamt ihren Palästen, Generalife, der Paradiesgarten des Emirs, sowie der Stadtteil Albaicín sind allesamt Weltkulturerbe der UNESCO. Touristen kennen von Granada zumeist nur die Alhambra. Tagesausflügler kennen daher oft nicht die vielen Plätze, Cafés, Bars, Museen und Überreste aus der maurischen Zeit oder der Renaissance in der Altstadt.
Und noch weniger wissen sie, dass es gerade mal 8 km ausserhalb der Stadt und wenig mehr als eine Stunde von Málaga entfernt, gleich zwei 18-Loch Golfplätze gibt. Zum einen den Granada Club de Golf in Las Gabias, zum anderen den Santa Clara Golf Club Granada in Otura.
Santa Clara Golf
Nun stand ich also am Abschlag des ersten Loches im Santa Clara Club[1]. Über mir wolkenloser blauer Himmel und warme Sonne, in der Ferne die Hügel oberhalb von Granada, relativ nah die noch schneelosen Höhen der Sierra Nevada, um mich viel frische und angenehm kühle Luft und hinter mir einige Villen der Wohnanlage, die in der Nähe des Golfplatzes gebaut wurde.
Wie bei vielen Bauentwicklungen in Süd-Spanien wurde hier um den 2007 eröffneten Golfplatz herum ein ganzes Wohngebiet geplant, aber wegen der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren nicht zu ende gebaut. Etliche der nahen, braunen Hügel sind daher noch unbebaut, unterbrochen von den grünen Bahnen der Fairways und den Pinienbaumgruppen.
Wasser ist im gesamten Süden Spaniens ein Problem. Obwohl die nahe Sierra Nevada die fruchtbare Vega-Ebene gut bewässern kann und die Flüsse und Bäche bei Granada sogar noch im Oktober Wasser führen: die Menge Wasser, die dieser Golfplatz aus den eigenen Brunnen heben kann, ist begrenzt. Das ist der Hauptgrund, weshalb im Juni 2019 die Fairways neu mit dem genügsameren Bermuda-Gras bepflanzt wurden; die Bahnen 10-18 kommen als nächste dran.
Ich fand den Platz angenehm zu spielen, nicht ohne Herausforderungen. Er ist onduliert, keine einzige Bahn ist total flach, aber wirklich bergig ist der Kurs nicht. Ab und zu habe ich mich bei den Längen verschätzt. Zwar ist an jedem Abschlag ein gut gekennzeichnetes Schild, das einem die Entfernungen zu Bunkern oder Gräben anzeigt, aber wegen der Höhe – der Platz liegt auf ca. 900 m Höhe – fliegen die Bälle ein wenig weiter als gewohnt; und die Leihschläger waren auch recht gut. So verlor ich zwei Bälle in tiefen Gräben, die die Bahnen entweder durchqueren oder sie begrenzen.
Das neue Gras hatte noch nicht überall einen sanften Teppich hingezaubert, aber doch oft genug, und ein wirkliches “rough” gab es nie, allenfalls einen etwas weniger tief gemähten Rand.
Positiv überrascht haben mich die Grüns: blitzschnell, super-gepflegt und trickreich in der Auslegung – für mein Punkte-Ergebnis war dies allerdings weniger positiv. Kein Wunder, dass einige Spieler, mit denen ich gesprochen habe, gerade diese Herausforderungen auf dem Par-72 (für Damen Par-73) Kurs so gelobt haben. „Techniches Routing“ wird das wohl genannt.
Alle sprachen davon, wie schön es sei, etwa ab November im Angesicht von schneebedeckten Bergen in kurzen Ärmeln Golf spielen zu können, wohl wissend, dass gerade einmal 30 Minuten weiter entfernt irgendwelche Freunde am Skifahren waren.
Clubhaus
Das Clubhaus, Restaurant und Terrasse waren eindeutig auf mehr als die derzeit nur etwa 200 Mitglieder des Clubs ausgelegt. Wenn mehr Greenfeespieler kommen oder – wie ursprünglich geplant – nun nach Ende der Krise wieder mehr der umliegenden Grundstücke und Häuser verkauft werden, werden wohl auch mehr Besucher die schöne Aussicht von der Terrasse oder eine der vielen Weine aus der gekühlten Weinvitrine geniessen.
Den Golfplatz kann man bereits jetzt geniessen und das zu weitaus günstigeren Greenfees, als unten an der Küste.
(Um ein Video von meinen Eindrücken dort zu sehen, hier klicken)
[1] https://www.golfinspain.com/golf-courses/santa-clara-golf-granada-786.html / Birdie-book (auf Spanisch): https://santaclaragolfgranada.es/campo